Ekel in der Pfle­ge: Ein Tabu, das ver­stan­den wer­den muss

Pfle­ge be­deu­tet Nähe – und manch­mal auch Über­win­dung. War­um Ekel in der Pfle­ge mensch­lich ist und wel­che Stra­te­gi­en wirk­lich hel­fen, le­sen Sie hier.

Wer in der Pfle­ge ar­bei­tet, weiß: Nähe ge­hört zum Pfle­ge­be­ruf. Doch ge­nau die­se Nähe führt manch­mal an emo­tio­na­le Gren­zen. Der Um­gang mit Wun­den, Kör­per­flüs­sig­kei­ten oder star­ken Ge­rü­chen kann selbst er­fah­re­ne Pfle­ge­kräf­te an ihre Be­las­tungs­gren­ze brin­gen – und das ist völ­lig nor­mal.

Ekel wird im Be­rufs­all­tag oft ver­schwie­gen, weil er nicht ins Bild der „star­ken Pfle­ge­kraft“ zu pas­sen scheint. Doch das Ge­gen­teil ist der Fall: Wer sei­ne ei­ge­nen Gren­zen er­kennt, han­delt pro­fes­sio­nell und schützt lang­fris­tig die ei­ge­ne Ge­sund­heit.

War­um Ekel in der Pfle­ge da­zu­ge­hört

Ekel ist kein Zei­chen von Schwä­che, son­dern ein natürlicher Schutzmechanismus. Er hilft uns, ge­fähr­li­che Si­tua­tio­nen zu ver­mei­den – im Pfle­ge­kon­text be­deu­tet das: hy­gie­ni­sches, vor­sich­ti­ges und acht­sa­mes Ar­bei­ten. Pfle­ge­kräf­te, die ler­nen, Ekel be­wusst wahr­zu­neh­men, kön­nen ihn kon­trol­lie­ren, statt sich da­von über­wäl­ti­gen zu las­sen. Stu­di­en zei­gen, dass emo­tio­na­le Selbst­re­gu­la­ti­on die Re­si­li­enz und Ar­beits­zu­frie­den­heit deut­lich stärkt.

Typische Anzeichen von Ekel:

  • kör­per­li­che Re­ak­tio­nen wie fla­cher Atem oder Gän­se­haut,
  • spon­ta­nes Zu­rück­wei­chen,
  • in­ne­re Ab­wehr­ge­dan­ken („Das hal­te ich nicht aus!“).

Die­se Re­ak­tio­nen sind kei­ne Cha­rak­ter­schwä­che, son­dern mensch­lich.

Ty­pi­sche Si­tua­tio­nen, in de­nen Ekel ent­steht

Ekel kann in vie­len Pfle­ge­si­tua­tio­nen auf­tre­ten, zum Bei­spiel bei:

  • Kon­takt mit Er­bro­che­nem, Blut oder Wun­den,
  • star­ker Ge­ruchs­be­las­tung,
  • der In­tim­pfle­ge,
  • der Ver­sor­gung Ver­stor­be­ner.

Die gute Nach­richt: Je bes­ser Pfle­ge­kräf­te vor­be­rei­tet und un­ter­stützt wer­den, des­to leich­ter fällt der Um­gang da­mit. Er­fah­rung, Aus­tausch und Hu­mor sind oft die bes­ten Be­glei­ter.

Stra­te­gi­en im Um­gang mit Ekel: prak­ti­sche Tipps für den Pfle­ge­all­tag

Wahr­neh­men statt Ver­drän­gen

Die ei­ge­nen Ge­füh­le er­ken­nen und ak­zep­tie­ren, statt sie zu ver­drän­gen. Nur wer Ekel be­wusst zu­lässt, kann ihn auch steu­ern.

Hu­mor im Team

Hu­mor ist ein Ven­til – ge­mein­sa­mes La­chen über her­aus­for­dern­de Si­tua­tio­nen stärkt das Mit­ein­an­der und ent­las­tet emo­tio­nal.

Pro­fes­sio­nel­le Di­stanz wah­ren

Ri­tua­le hel­fen, emo­tio­na­le Gren­zen zu zie­hen – etwa das be­wuss­te Hän­de­wa­schen als „Ab­schluss“ nach ei­ner be­las­ten­den Si­tua­ti­on.

Un­ter­stüt­zung su­chen

Su­per­vi­si­on, kol­le­gia­le Fall­be­spre­chun­gen oder of­fe­ne Ge­sprä­che mit Vor­ge­setz­ten sind wert­vol­le Räu­me, um Be­las­tun­gen an­zu­spre­chen.

Wie Klin­ken und me­di­zi­ni­sche Ein­rich­tun­gen un­ter­stüt­zen kön­nen

Ein pro­fes­sio­nel­ler Um­gang mit Ekel be­ginnt nicht bei der Ein­zel­per­son, son­dern in der Team­kul­tur. Kli­ni­ken und me­di­zi­ni­sche Ein­rich­tun­gen kön­nen viel be­wir­ken, in­dem sie:

  • re­gel­mä­ßi­ge Su­per­vi­sio­nen an­bie­ten,
  • emo­tio­na­le Be­las­tun­gen of­fen the­ma­ti­sie­ren,
  • Trai­nings zu Selbst­für­sor­ge und Kom­mu­ni­ka­ti­on för­dern,
  • Füh­rungs­kräf­te sen­si­bi­li­sie­ren, den Aus­tausch ak­tiv zu un­ter­stüt­zen.

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Ekel­kul­tur statt Ta­bu­kul­tur: of­fe­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on in der Pfle­ge

In vie­len Pfle­ge-Teams herrscht nach wie vor eine un­aus­ge­spro­che­ne Re­gel: Über Ekel spricht man nicht. Da­bei ist ge­ra­de das of­fe­ne An­spre­chen die­ser Emo­ti­on ein Schlüs­sel zu ge­sun­der Selbst­für­sor­ge und Stressabbau. Wenn Pfle­gen­de über be­las­ten­de Si­tua­tio­nen spre­chen kön­nen, ver­lie­ren die­se ih­ren Schre­cken – und schaf­fen Raum für ge­gen­sei­ti­ges Ver­ständ­nis.

Ein wert­schät­zen­der Um­gang mit Ekel führt also nicht zu we­ni­ger Pro­fes­sio­na­li­tät, son­dern zu mehr Mensch­lich­keit im Pfle­ge­all­tag. Pfle­ge braucht Herz, aber eben auch ei­nen ge­schütz­ten Raum für Emo­tio­nen.

Fa­zit: Stär­ke zei­gen heißt, über Ekel in der Pfle­ge zu spre­chen

Ekel ist mensch­lich. Pro­fes­sio­nell ist, ihn wahr­zu­neh­men und dar­über zu spre­chen. Denn wer sich selbst ver­steht, kann auch an­de­ren bes­ser hel­fen. In ei­ner Ar­beits­welt, die von Em­pa­thie, Nähe und Für­sor­ge ge­prägt ist, ge­hört es vor al­lem in der Pfle­ge zur Stär­ke, die ei­ge­nen Gren­zen ernst zu neh­men. Pfle­ge­kräf­te ver­die­nen An­er­ken­nung – auch für das, was sie emo­tio­nal täg­lich leis­ten.

Titelbild: iStock.com/12521104

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